Pressebericht vom 22.04.2008
Stück „Oma kann sich nicht erinnern“ hat in Ehrenfriedersdorf Premiere – Thema ist Demenz
Von Petra Kaden
Ehrenfriedersdorf. Eigentlich ist es doch ganz lustig, wenn Oma mal was vergisst: Der Geldbeutel landet im Backofen, ständig ist die Brille verschwunden, und die Spielregeln beim Skat sind der alten Dame auch mit viel Geduld nicht mehr zu vermitteln. Bei der Premiere des Theaterstücks „Oma kann sich nicht erinnern“ in der Aula der Ehrenfriedersdorfer Mittelschule wurde viel gelacht, doch im Publikum sah man auch nachdenkliche Gesichter. Denn aus Vergesslichkeit wird bei manchen älteren Menschen schnell eine ernsthafte Erkrankung, für die es bis heute keine Heilung gibt – Alzheimer.
Wer einen betroffenen Angehörigen pflegen muss, weiß um die alltäglichen Belastungen. Wird die Krankheit früh genug erkannt, können Medikamente den Verlauf einige Zeit verlangsamen; meist ist es dafür aber schon zu spät, wenn die Diagnose „Alzheimer“ schließlich gestellt wird. „Kinder erkennen oft schneller als Erwachsene, dass mit Oma oder Opa etwas nicht stimmt“, sagt Holger Beyer, Vereinsmamager im Verein zur Betreuung Angehöriger Demenzkranker (VBAD) in Ehrenfriedersdorf. Die Idee, Schüler ein Stück über Alzheimer aufführen zu lassen, stammt von ihm. Beyer lobt die gute Zusammenarbeit zwischen Schule, Kommune und Verein und vor allem die Bereitschaft von Silvia Giese vom Eduard-von-Winterstein-Theater, das Stück mit den Kindern einzustudieren.
Für die Chefdramaturgin, die sich normalerweise am Annaberg-Buchholzer Musentempel um Spielpläne, Pressearbeit und die Betreuung von Inszenierungen kümmert, war die Arbeit mit so jungen Leuten Neuland. In den Winterferien begannen die Proben mit zwölf Kindern, von denen jeweils sechs bei einer Aufführung auf der Bühne stehen. „Man hat gemerkt, dass sie bestimmte Situationen von zu Hause kennen“, sagt Silvia Giese – das war wohl mit ein Grund dafür, dass die Nachwuchsschauspieler die familiären Zwiegespräche so überzeugend darstellen konnten. Initiator Holger Beyer wünscht sich, dass die Idee mit dem Stück Schule macht: „Wir wollen erreichen, dass die Jüngeren die Älteren besser verstehen und dass die Problematik Alzheimer nicht nur von den direkt Betroffenen wahrgenommen wird.“
Erschienen in: Freie Presse, Annaberger Ausgabe, 22.04.2008