Die medikamentöse Behandlung der Alzheimer-Demenz

Quelle: www.alzheimer-forschung.de/4423

01.09.2014
Mit Medikamenten Zeit gewinnen:
Die Pharmakotherapie der Alzheimer-Krankheit

Jedes Jahr erkranken in Deutschland 200.000 Menschen an Alzheimer und trotz intensiver Forschung scheint ein Heilmittel noch immer in weiter Ferne. Bestehende Medikamente können Alzheimer zwar nicht verhindern oder dauerhaft stoppen, aber das Fortschreiten der Krankheit vorrübergehend verzögern. Antidementiva bieten somit wichtige Hilfe auf Zeit. In Deutschland sind derzeit vier Wirkstoffe zur Therapie der Alzheimer-Krankheit zugelassen. Die Pharmakotherapie richtet sich primär auf die Linderung der Alzheimer-Symptome und die Behandlung möglicher Begleiterkrankungen. Die geistige Leistungsfähigkeit der Patienten soll verbessert und ihre Alltagsbewältigung erleichtert werden.
Acetylcholinesterase-Hemmer

Acetylcholin ist für die Signalübertragung von einer Nervenzelle zur anderen zuständig. Bei der Alzheimer-Krankheit wird der Botenstoff nicht mehr in ausreichender Menge produziert. Die Hemmer sorgen dafür, dass der Abbau von Acetylcholin an der Synapse verzögert wird. So lässt sich der Mangel im frühen bis mittleren Stadium der Krankheit für einige Zeit ausgleichen. Die Patienten können durch eine verbesserte kognitive Leistung und Alltagsbewältigung von der Behandlung profitieren. Nebenwirkungen zeigen sich vor allem in Form von Erbrechen, Übelkeit oder Durchfall. Donepezil (Handelsname u.a. Aricept®), Rivastigmin (u.a. Exelon®) sowie Galantamin (u.a. Reminiyl®) gehören zur Gruppe der Acetylcholinesterase-Hemmer und sind für die Behandlung der leichten bis mittelschweren Alzheimer-Krankheit vorgesehen.
Glutamat-Antagonist

Der Botenstoff Glutamat ist unverzichtbar für Lernen und Gedächtnis. Die Nervenzellen von Alzheimer-Patienten werden jedoch durch zu viel Glutamat belastet und können dadurch absterben. Der Glutamat-Antagonist schützt Nervenzellen vor dem übermäßigen Einstrom von Glutamat. Im mittleren bis späten Stadium der Krankheit können Lernfähigkeit und Gedächtnisleistungen so länger aufrechterhalten werden. Bei Alzheimer eingesetzt wird der Wirkstoff Memantin, welcher ebenfalls unter verschiedenen Namen gehandelt wird. Als Nebenwirkungen können Unruhe, Schlafstörungen oder Kopfschmerzen auftreten. Memantine (u.a. Axura®, Ebixa®) ist ein NMDA-Rezeptorantagonist und wird bei mittelschweren und schweren Formen der Alzheimer-Krankheit eingesetzt.
Blickrichtung der Alzheimer-Forschung

Neue Alzheimer-Medikamente sind dringend notwendig. Ziel vieler Studien war und ist es, einen Wirkstoff zu entwickeln, der die bei Alzheimer charakteristischen giftigen Eiweißablagerungen im Gehirn entweder gar nicht erst entstehen lässt oder abbaut. Bisher ist es allerdings trotz etlicher Studien mit großer Probandenzahl nicht gelungen, ein weiteres Medikament zur Marktreife zu bringen.

Vermutlich ist der lange Krankheitsverlauf von wichtiger Bedeutung. Mittlerweile ist es Forschern gelungen, durch Alzheimer bedingte Veränderungen bis zu 25 Jahre vor dem Beginn der eigentlichen Symptome im Körper nachzuweisen. Dies lässt darauf schließen, dass möglichst früh in den Krankheitsprozess eingegriffen werden muss.

So konzentriert sich die Forschung zunehmend neben dem Vorantreiben einer Impfung gegen Alzheimer-Ablagerungen auf die Verbesserung deren natürlichen Abtransports. Ebenso rückt die Prävention der Alzheimer-Krankheit immer weiter in den Mittelpunkt, ob durch die Anpassung von Lebensstilfaktoren oder auch einer frühen Vermeidung kardiovaskulärer Gesundheitsrisiken sowie der Behandlung chronischer Entzündungen.

Die Bedingung für wirkungsvolle präventive Ansätze – und ebenfalls Gegenstand vieler Forschungsanstrengungen – ist neben einer gesicherten Ursache-Wirkungskette auch eine sichere Frühdiagnose. Nur so können Menschen mit einem erhöhten Alzheimer-Risiko zuverlässig identifiziert, in Studien eingegliedert und letztendlich so früh und wirkungsvoll wie möglich behandelt werden.